Bewerbungsschreiben: so überzeugen Sie einen Personaler

Wer sich in einem Unternehmen oder im öffentlichen Dienst auf eine vakante Stelle bewirbt, sollte dem Antrag nicht nur die wichtigsten Zeugnisse beilegen und einen – in der Regel tabellarischen – Lebenslauf, sondern allem voran ein knackiges Bewerbungsschreiben. Dabei sollte es nicht um die berufliche Vita gehen, sondern um den eigenen Charakter und um die Begeisterung, die Motivation, die ein Bewerber für den Job mitbringt.

„Der Personaler“ ist heutzutage schon längst zum HR-Manager oder wenigstens Consultant in der Personalabteilung geworden, die der Einfachheit halber nur noch HR heißt. HR, das steht für „human resources“, also die „menschlichen Ressourcen“, die ein Unternehmen prägen, auf gut Deutsch also die Mitarbeiter. Doch ob HR-Consultant, Manager oder Personaler, der Blick auf einen Bewerber ist heute noch der gleiche wie vor 20, 30 Jahren. Und wichtig ist: der erste Blick. Deswegen sollte das Bewerbungsschreiben geschliffen formuliert sein und immer den ersten Teil der gesamten Bewerbung bilden, also obenauf liegen; der Personaler muss dieses Blatt vor allen anderen Dokumenten in die Hände bekommen.

Dementsprechend muss der Text für sich stehen und herausragen. Einerseits muss der Bewerber sich selbst vorstellen, wobei er sein Licht einerseits nicht unter den Scheffel stellen sollte, andererseits aber auch keine Eigenlobeshymnen anstimmten darf. Zeigen Sie dem Personaler, dass Sie über einen ansprechenden Schreibstil verfügen, das zeugt von Belesenheit und einem gewissen Intellekt. Nicht an jeder Stelle müssen Sie etwas über sich verraten, spielen Sie beim Formulieren ruhig ein wenig mit Andeutungen herum. Das macht HR-Angestellte neugierig auf Sie.

Schreiben Sie beispielsweise nicht, dass Sie mal für ein paar Monate in Oxford waren, sondern besser, dass Sie einen Teil Ihres Studiums an einer Eliteuniversität im Ausland verbringen durften. Das bleibt im Rahmen der Wahrheit und verleitet den Personaler womöglich dazu, hierüber mehr wissen zu wollen, was die Tür zu einer Einladung zum persönlichen Gespräch einen weiteren Spalt öffnet. Natürlich können Personaler die Details im tabellarischen Lebenslauf nachlesen, aber eindrücklicher ist es, wenn derlei Umstände im Bewerbungsschreiben angeteasert werden.

motivationsschreiben

Die persönliche Motivation muss aus dem Bewerbungsschreiben klar ersichtlich werden. Bildquelle: loufre/Pixabay

Ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Absatz im Schreiben ist die persönliche Motivation, die ein Bewerber für die Position mitbringt. Im Idealfall bauen Sie als Bewerber einen Spannungsbogen auf, indem Sie in klaren Sätzen schildern, mit welchen beruflichen Aufgaben Sie betraut gewesen sind und weswegen Sie fachlich genau deswegen für die neue Position qualifiziert sind. Beschreiben Sie darüber hinaus, was Sie an der Stelle reizt und weswegen Sie die richtige Besetzung für den Job sind.

Das klingt alles etwas zu theoretisch? Dann befolgen Sie einfach den folgenden Leitfaden, der Ihnen nicht nur inhaltliche Leitplanken bietet, sondern auch formale Tipps gibt.

Der Aufbau des Bewerbungsschreibens

Und mit dem Formalen beginnen wir auch direkt. Ihr Bewerbungsschreiben benötigt einen Kopf, der den Betreff beinhaltet und Ihre Erreichbarkeit:

  • Zu den Kontaktdaten – also der Erreichbarkeit – gehört in jedem Fall Ihre vollständige Adresse.
  • Geben Sie darüber hinaus auch Ihre telefonische Erreichbarkeit an sowie die Mailadresse, die Sie am häufigsten nutzen, jedoch nicht Ihre aktuelle berufliche Mailadresse.
  • Weglassen sollten Sie Ihre Accountnamen bei Twitter, Facebook, Instagram und Co.
  • Wenn Sie Konten bei LinkedIn und Xing haben und diese Accounts beruflich nutzen, dann können Sie die URL dazu angeben.
  • Sie haben eigens eine Website für Bewerbungen eingerichtet? Dann geben Sie die URL selbstverständlich an.

Dann ist der Empfänger dran. Am besten, Sie sehen dafür vier Zeilen vor. In der ersten Zeile muss der Name des Unternehmens stehen, und zwar mit dem Zusatz (also etwa AG, GmbH und dergleichen); in Zeile zwei schreiben Sie „z. H.“ („zu Händen“) und dann den Vor- sowie den Zunamen des Ansprechpartners, der üblicherweise in der Ausschreibung genannt wird. In die dritte Zeile gehört der Straßenname mitsamt der Hausnummer und in die vierte die Postleitzahl und der Ort. Darunter sollte rechtsbündig das Datum stehen, idealerweise in der Form „12. September 2020“, also den Monat ausgeschrieben. Zwischen Datum und Anrede schreiben Sie, nun wieder linksbündig, eine sogenannte Bezugszeile und darunter den genauen Bezug zu der konkreten Stelle. Das könnte dann zum Beispiel so aussehen:

Bewerbung auf die Position „SAP FI/CO Senior Consultant“ am Standort XY
Ihre Stellenausschreibung bei monster.de, Kennziffer 12345

Damit ist der formale Aufbau erledigt. Nun geht es an die inhaltliche Formulierung.

Der Inhalt des Bewerbungsschreibens

Einleitung

Es ist immer gut, wenn Sie wissen, auf welchem Schreibtisch Ihre Bewerbung landet. Oft ist der Name der Person in der Ausschreibung angegeben, andernfalls schadet es nicht, diese Person durch einen kurzen Anruf in der HR-Abteilung oder per Internet zu recherchieren. Es wirkt einfach viel besser, einen konkreten Namen anzugeben und auf die altbackene Formulierung „Sehr geehrte Damen und Herren“ verzichten zu können.

Wenn der erste Satz des Schreibens sitzt, dann ist schon viel gewonnen. Abgegriffene Floskeln sollten Sie sich allerdings sparen; mit „hiermit möchte ich mich bewerben auf…“ oder „mit Freude habe ich Ihre Annonce bei monster.de gelesen…“ wecken Sie bei Personalern keine besondere Aufmerksamkeit. Strengen Sie Ihre grauen Zellen an, schildern Sie etwas Besonderes, nennen Sie gleich Ihre Stärken (die persönlichen, nicht die inhaltlichen) oder beschreiben Sie direkt, was Sie für die Stelle eignet, was Sie auszeichnet. Zeigen Sie gern auch etwas Humor, ohne dabei flapsig zu werden.

Hauptteil

Ihre fachliche Eignung entnimmt ein geübter Personaler dem der Bewerbung beigefügten Lebenslauf, im Bewerbungsschreiben können Sie also weitgehend darauf verzichten. Vielmehr nennen Sie hier die Soft Skills, über die Sie verfügen, aber verzichten Sie auf Selbstverständlichkeiten. Dass Sie stets engagiert arbeiten, davon darf ein Arbeitgeber sowieso ausgehen, und eine Teamfähigkeit wird ebenfalls vorausgesetzt.

Sagen Sie lieber, was Sie besonders antreibt und welche praktischen Erfolge Sie durch Ihren Einsatz in der Vergangenheit bereits erzielt haben. Werden Sie dabei ganz konkret, und quantifizieren Sie ruhig. Derlei Aussagen sind nämlich belastbar, damit können Sie Eindruck machen, sofern es sich um relevante Dinge handelt. Wenn Sie Ihre Fähigkeiten unterstreichen, dann achten Sie darauf, dass dabei immer ein Zusammenhang mit jenem Job hergestellt werden kann, auf den Sie sich gerade bewerben.

Bezug zum Unternehmen herstellen

An dieser Stelle ist der Zeitpunkt gekommen, einen Bogen zu schlagen von Ihren Fertigkeiten und Fähigkeiten hin zur Motivation, künftig für das Unternehmen zu arbeiten. Für Personaler und Abteilungsleiter ist es wichtig zu wissen, wo für sie der Mehrwert liegt, Sie einzustellen. Dazu ist es sehr hilfreich, vorab so viel wie möglich über den Job und die damit verbundenen Anforderungen herauszufinden. Das führt Sie direkt an den Punkt, weswegen genau Ihr Know-how für den Arbeitgeber interessant ist – und an Ihnen kein Weg vorbeiführt.

Wer den Traumjob möchte, muss im Bewerbungsschreiben einen konkreten Bezug zwischen den eigenen Fähigkeiten und dem Unternehmen herstellen können. Bildquelle: geralt/Pixabay

Heben Sie im Anschreiben hervor, welche Fähigkeiten in Ihrem noch aktuellen Job vonnöten sind, um diese und jene Ziele zu erreichen, und machen Sie deutlich, dass Sie damit den Umsatz, die Kundenzufriedenheit o. Ä. um eine ganz konkrete Prozentzahl steigern konnten. Schieben Sie hinterher, dass Sie sich dieses Ziel in ähnlicher Form auch für die neue Position vorstellen könnten – wenn Sie gut über die Position Bescheid wissen, dann können Sie sogar schon ein wenig ins Detail gehen.

Schluss

Am Ende gibt es eine ganze Reihe an traditionellen Floskeln, von denen Sie sich unbedingt verabschieden sollten. Keinesfalls sollten Sie im Konjunktiv bleiben – „ich würde mich Ihnen gern im persönlichen Gespräch vorstellen“ oder „ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören“ ist viel zu bescheiden. Das macht Sie kleiner, als Sie sind, der Konjunktiv reduziert Ihre Wünsche nach einem Vorstellungsgespräch auf eine lediglich ungefähre Chance.

Bleiben Sie auch im Schlussteil selbstbewusst, ohne großspurig zu wirken. Das geht mit Formulierungen wie „Ihrer positiven Antwort sehe ich mit Freude entgegen“ oder „gern zeige ich Ihnen im persönlichen Dialog, wie Sie mit mir einen erfahrenen und engagierten neuen Mitarbeiter an Bord holen“. Achten Sie darauf, nicht zu dick aufzutragen.

Was ein gutes Ende ziert

In vielen Annoncen ist die Rede davon, dass Kandidaten einen möglichen Einstiegstermin und die Gehaltsvorstellung nennen sollen. Ist das der Fall, dann ignorieren Sie diese Bitte keinesfalls, das Ende des Bewerbungsschreibens ist der richtige Platz dafür. Geben Sie an, wann Sie frühestens anfangen könnten (Kündigungsfrist im alten Unternehmen beachten!); nutzen Sie zudem die Gelegenheit, dem Personaler mitzuteilen, dass Sie aktuell eine Position bekleiden. Das verbessert Ihre Verhandlungsposition.

Viele Bewerber sehen die Angabe eines Gehaltswunschs als heikle Sache an, dabei ist überhaupt nichts dabei, eine konkrete Zahl aufzuschreiben.

  • Rechnen Sie Ihr Jahresbruttogehalt zusammen und schlagen Sie auf diese Summe zehn, maximal 20 Prozent drauf. Bei einem Jobwechsel sollte niemand Verluste hinnehmen.
  • Eine gerundete Zahl ist unter Umständen hinderlich. Ist die Summe hingegen krumm, so zeigt das, dass Sie Ihren Wert durchaus kennen.
  • „Meine Gehaltsvorstellung liegt bei 57.450 Euro brutto jährlich“ oder „meiner beruflichen Erfahrung und Qualifikation entsprechend halte ich ein Jahresbruttogehalt von 48.920 Euro für angemessen“ – mit genauen Angaben können Personaler in der Regel viel anfangen.

Bevor Sie die Grußformel setzen, selbstverständlich „mit freundlichen Grüßen“ und Ihrer manuellen Unterschrift, nutzen Sie die Aufmerksamkeit, die ein humorvolles Postskriptum entfalten kann. So bleiben Sie im Kopf des Personalers. Aber Vorsicht, nicht, dass der Schuss nach hinten losgeht.

Den Lebenslauf dürfen Sie nicht vergessen anzuhängen. Bildquelle: loufre/Pixabay

Übrigens: Ein Bewerbungsfoto ist fakultativ. Sie können, müssen aber keines anfügen. Ganz am Ende geben Sie in einem eigenen Anlagenverzeichnis noch an, welche Anlagen Sie Ihrer Bewerbung beigefügt haben. In der Regel sind das – neben dem Bewerbungsschreiben – Ihre (maximal drei) Arbeitszeugnisse, Nachweise von Zertifikaten, Weiterbildungen und Praktika, im Idealfall ein Empfehlungsschreiben sowie Ihre Referenzen.