Fragen im Vorstellungsgespräch: so wappnen Sie sich

Das Vorstellungsgespräch ist nicht jedermanns Sache. Viele gehen schon sehr nervös hinein in einen solchen Dialog. Manchmal ist es auch ein wenig einschüchternd, wenn von Seiten des potenziellen Arbeitsgebers nicht nur ein Abgesandter aufgeboten wird, sondern sich die Kandidatin oder der Bewerber zwei oder drei Personen gegenübersieht. Wer sich allerdings ein wenig vorbereitet auf Fragen im Vorstellungsgespräch, kann in einer solchen Situation durchaus gelassen bleiben.

Zugegeben: Wir können in diesem Beitrag nicht alle denkbaren Fragen und mögliche Antworten durchgehen, das würde ganz einfach den Rahmen sprengen. Allerdings laufen die meisten Vorstellungsgespräche recht ähnlich ab, Personaler und künftige Vorgesetzte gehen anhand eines Plans vor, der sich in vielen Firmen gleicht. Lassen Sie sich jedenfalls nicht täuschen, einem soften Einstieg in die Unterhaltung folgen oft harte Fragen.

Einem kurzen Smalltalk folgt rasch die Einleitung in das eigentliche Bewerbungsgespräch. Diese Einleitung beginnt oft mit einer der folgenden Fragen:

  • Sagen Sie uns doch, warum wir Sie einstellen sollten.
  • Wie können Sie unser Unternehmen voranbringen, was andere Bewerber nicht schaffen würden?
  • Warum möchten Sie diese Position unbedingt bekleiden?
  • Erzählen Sie uns doch mal etwas über sich.

Gerade die letzte Frage kling so harmlos. Hier darf man nicht den Fehler machen, etwas über die Familie oder die Hobbys vorzutragen. Gemeint ist damit natürlich auch nur, welche Motivation man mitbringt und wie man dem Unternehmen nützen kann.

Ein guter Lebenslauf und gutes Auftreten allein reichen meist nicht. Ein paar gute Antworten auf die Fragen im Vorstellungsgespräch müssen Sie schon auch geben. Bildquelle: Mohamed Hassan/pxhere.com

Bewerber müssen sich nach diesem Einstieg selbst präsentieren. In einem kurzen Monolog (bis zu fünf Minuten sind okay) legt man die berufliche Entwicklung dar, die einen zu dem Punkt geführt hat, an dem man in diesem Moment steht. Erzählen Sie, wer Sie sind, was Sie können und was Sie zukünftig wollen. Damit geben Sie Ihrer Biografie eine Struktur.

Die Motivation hinter Ihrer Bewerbung

Diese Frage kommt auf jeden Fall, nur das Gewand ist nicht jedes Mal dasselbe. Wieso bewerben Sie sich ausgerechnet in unserer Firma? Was ist Ihr Ziel, wenn wir Ihnen die Stelle geben? Wann denken Sie, dass Sie für uns produktiv sein werden?

Es sind noch eine Menge Fragen dieser Art denkbar. Wenn Sie merken, dass die Frage auf Ihre Motivation abzielt, sollten Sie mögliche monetäre Beweggründe nicht nennen – es geht immer um Ihre intrinsische Motivation. Um eine Frage dieser Art gut beantworten zu können, sollten Sie sich vorher so exakt es geht über das Unternehmen und auch über die Stelle informieren. Dann legen Sie dar, wie Sie Ihre Stärken einbringen können, um der Firma gewinnbringend zu dienen. Eine Master-Antwort gibt es allerdings nicht, da die Motivation eines jeden Bewerbers eine andere ist.

Stärken – und Schwächen

Wen Sie Ihre Motivation und Ihren Lebenslauf überzeugend dargelegt haben, dann sparen sich viele Personaler die explizite Frage nach den Stärken. Die wurden im Zweifelsfall nämlich schon von Ihnen selbst beantwortet. Für Ihre Gesprächspartner viel interessanter ist es oft, wie Sie selbst Ihre Schwächen einschätzen und wie Sie mit diesen umgehen.

Aus einem Lebenslauf liest der Personaler keine Schwächen heraus. Diese sollte man offen im Gespräch einräumen und dabei konstruktiv sein. Bildquelle: fietebecher/Pixabay

Natürlich fällt es einem schwer, eigene Defizite ehrlich zu identifizieren und diesen offen darzulegen. Beschäftigen Sie sich also vorab mit diesem Punkt, diese Frage nämlich kommt ziemlich sicher dran im Vorstellungsgespräch. Arbeitgeber wissen es zu schätzen, wenn Bewerber an dieser Stelle ehrlich sind. Noch besser ist es sogar, wenn Sie mit Ihren Schwächen konstruktiv umgehen und nichts beschönigen. Keine gute Idee ist es, den Fragen auszuweichen oder die Defizite gleich mit Stärken kaschieren zu wollen. Das nimmt dem Ganzen viel von der Offenheit, die Sie hier an den Tag legen müssen.

Fragen zu Ihrem Charakter und zur Führungsstärke

Ihr Charakter ist für die Firma, in der Sie sich bewerben, ohne jeden Zweifel von höchster Wichtigkeit. Die Fragen dazu können aber sehr unterschiedlich angelegt sein. So könnten Personaler etwa Folgendes von Ihnen wissen wollen:

  • Welchen Wagen fahren Sie privat? (Kommt nicht besonders oft vor, einige Personaler meinen jedoch, aus der Antwort etwas über Bewerber herausfinden zu können.)
  • Wer ist der wichtigste Mensch in Ihrem Leben?
  • Wie würden enge Freunde Ihren Charakter einordnen?
  • Mit welchen Menschen kommen Sie am besten klar?
  • Wenn Sie einen schwerwiegenden Fehler machen: Was ist Ihre Strategie, damit zurechtzukommen?
  • Gibt es etwas, worauf Sie stolz sind?
  • Gibt es etwas, was Sie bedauern?
  • Gibt es in der Politik oder in der Wirtschaft jemanden, der für Sie ein echtes Vorbild ist, und wenn ja, warum ist das der Fall?
  • Was machen Sie, wenn Sie herausfinden, dass Ihr Arbeitgeber illegale Machenschaften betreibt?

Ehrliche Antworten sind natürlich immer am besten. Im Idealfall aber haben Sie das Anforderungsprofil der Stelle im Hinterkopf oder – noch besser – die Werte, die das Unternehmen vertritt. Wenn Sie diese mit Ihren eigenen Charakteristika in Verbindung bringen können, dann ist viel gewonnen.

Anhand der Fragen nach Ihren Eigenschaften wird oft auch Ihre Führungsqualität bewertet (wenn diese überhaupt zur Anforderung der Position gehört). Es gibt jedoch auch Fragen, die sich explizit auf Ihren Führungsstil und Ihre Führungskompetenz beziehen, wenn Sie sich auf eine Position im Management bewerben.

Wer im Management arbeiten möchten, muss Menschen nicht nur inhaltlich, sondern oft auch hierarchisch führen können. Bildquelle: geralt/Pixabay

Im Management eines Unternehmens spielen fachliche Aspekte zwar immer noch eine Rolle, doch die Fähigkeit, Menschen zu führen, steht dabei viel öfter im Vordergrund. Wer sich auf eine Stelle bewirbt, sollte auf alle aufgeführten eine gute Antwort haben:

  • Wie wollen Sie Ihren Mitarbeitern ein Vorbild sein?
  • Was tun Sie, um die Mitarbeiter zu fördern, und wie bringen Sie sie dazu, die Ziele zu erreichen?
  • Was ist Ihre Strategie, wenn die Zielerreichung nicht funktioniert?
  • Wie gehen Sie mit jenen Mitarbeitern um, die die Ziele nicht erreichen?
  • Wie lösen Sie Konflikte und wie delegieren Sie Aufgaben?
  • Ist es Ihnen wichtig, dass in Ihrem Team unternehmerisch gedacht wird?

Der Arbeitsstil

„Beschreiben Sie uns doch bitte mal Ihre Arbeitsweise!“ Tja, wo fängt man an und wo hört man da auf? Ein wenig hängt das ja auch davon ab, welche Position man bekleidet. Als Führungskraft müssen Sie integrativ sein, als Teammitglied kompromissfähig und bereit, Erfolge zu teilen. Zudem muss Ihnen klar sein, dass Sie nur ein Teil des Ganzen sind.

Legen Sie Ihre Antworten also so zurecht, dass Sie einerseits als kooperativ gelten, sich zur Not aber auch durchsetzen oder – wenn gefragt – anpassen können. Stellen Sie die Instrumente vor, mit denen Sie arbeiten, beschreiben Sie auch, dass Sie Vorgesetzte rechtzeitig informieren, wenn Sie Ihr Pensum nicht bewältigen können. Stellen Sie vor, wie Sie selbst reagieren, wenn Sie kritisiert werden, und was tiefreichende Veränderungen in einem Projekt oder in einem Team mit Ihnen machen.

Fragen, die Sie stressen sollen

Sicher, in einem Vorstellungsgespräch zielen letzten Endes alle Fragen darauf ab, dass zukünftige Vorgesetzte sehen, wie Sie auf Druck reagieren. Doch es gibt überdies spezielle Stressfragen, auf die man nicht vorbereitet ist, nicht vorbereitet sein kann! Man möchte eben sehen, wie Sie sich in stressigen Situationen verhalten.

Darum ist es die erste Pflicht, diese Fragen nicht persönlich zu nehmen. Man versucht hier mit Absicht, Sie aus der Reserve zu locken – wenn Sie das nicht zulassen, ist das schon die halbe Miete. Bleiben Sie höflich, lächeln Sie, und denken Sie vor allem über die Antwort nach. Oder stricken Sie eine kleine Geschichte zusammen, um nicht direkt antworten zu müssen; zeigen Sie, dass Sie eloquent sind. Stressfragen können darauf abzielen, wieso Ihre Bewerbungsbemühungen bis jetzt noch nicht erfolgreich waren, warum Sie die Ziele der aktuellen Position nicht erreicht haben oder weswegen Sie noch nie im Ausland gearbeitet haben.

Fangfragen

Auch die Fangfrage soll Bewerber aus dem Konzept bringen, aber auf andere Art. Hier gilt ebenfalls, sich mit der Antwort Zeit zu lassen und gewissenhaft zu antworten. Bei den Fangfragen kann es sein, dass Personaler und Vorgesetzter vorab im Internet über Sie recherchiert haben – nicht nur in den Business-Netzwerken, sondern auch in Ihren Social Media-Profilen.

Vorsicht Falle. Die Fangfrage erwischt Sie oft an einer persönlichen Stelle. Bildquelle: Clker-Free-Vector-Images/Pixabay

Wer also viel bei Facebook postet oder andere Nutzer beleidigt, sollte nicht überrascht sein, wenn so etwas zur Sprache kommt im Vorstellungsgespräch. Andere Fangfragen gibt es jedoch auch zur Genüge. Bewahren Sie die Ruhe und bleiben Sie freundlich. Es ist alles nur ein Test.

Am Schluss sind Sie dran – die berühmten Rückfragen

Nachdem man Sie gelöchert hat, werden Sie aufgefordert, Ihrerseits Fragen zu stellen. Das ist dann oft schwierig, weil Sie zunächst eine Vielzahl an Informationen verarbeiten müssen. Schlauer ist es, schon während des Gesprächs nachzuhaken, um Details in Erfahrung zu bringen. Das zeigt Ihr Interesse an der Stelle, drückt eine gewisse Intelligenz aus und legt dar, dass Sie sich vorbereitet haben.

Es ist immer ratsam, während des Gesprächs Notizen zu machen, um am Ende Rückfragen stellen zu können. Fragen Sie nach den Erwartungen der Vorgesetzten, nach dem Frustrationspotenzial der Stelle, nach der Kultur im Unternehmen, nach dem Führungsstil und wie Leistung gemessen wird. Auch die Frage nach dem Ablauf der Einarbeitung signalisiert Ihr Interesse. Fragen Sie außerdem, ob Sie sich den Arbeitsplatz jetzt ansehen können.